Zusammenfassung:
Ein Grossteil unangemessenen ethischen Verhaltens in Unternehmen kommt durch ein Fehlverhalten zustande, dessen ethische Fragwürdigkeit entweder gar nicht oder nur unzureichend im Bewusstsein der Akteure repräsentiert ist. Ein solches Fehlverhalten kann aus unternehmensethischer Sicht als ‚Fahrlässigkeit‘ bezeichnet werden. Durch die Verknüpfung mit dem Fehlerbegriff der Human-Factors-Forschung erfährt der Begriff der ‚Fahrlässigkeit‘ eine Erweiterung gegenüber der juristischen Sicht, indem sich die Betrachtungsweise von der Vermeidung von Schuld auf die Übernahme unternehmensethischer Verantwortlichkeit verlagert. Fehlende Verantwortlichkeit manifestiert sich in ‚Irrtümern‘, die fahrlässiges Verhalten kennzeichnen. Im vorliegenden Beitrag werden die Irrtümer beschrieben und in ein Prozessmodell ethischen Entscheidungshandelns eingeordnet.
Summary:
Much inappropriate ethical behavior arises through misconduct, whose ethical questionability is either not at all or only insufficiently represented in the consciousness of the actors. From a business ethics perspective, such misconduct can be described as 'negligence'. Through the connection with the concept of errors in human factors research, the concept of 'negligence' is expanded compared to the legal view by shifting the perspective from avoiding guilt to assuming corporate ethical responsibility. A lack of responsibility manifests itself in 'mistakes', all of which characterize negligent behavior. This article integrates the mistakes into a process model of ethical decision-making. To avoid mistakes, an in-house 'error culture' is proposed, in which mistakes are seen as a learning opportunity for operational improvement.